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Bahnmitarbeiter in NRW – Der gefährliche Alltag eines Zug

  • April 04, 2016

Torben Lessing (Name geändert) hofft jeden Tag, dass seine Bahn pünktlich fährt. Der 29 Jahre alte Zugbegleiter aus Westfalen braucht dann keine Angst zu haben, bespuckt, geschlagen oder getreten zu werden, wenn er die Passagiere nach ihren Fahrscheinen fragt. “Wenn keine Verspätungen sind, ist alles in Ordnung. Das sind gute Tage”, sagt er. “Gibt es hingegen Verspätungen, ist die Hemmschwelle zur Gewaltanwendung quick nicht vorhanden. Für viele ist es dann schon zu viel, ihr Ticket rauszuholen”, sagt der junge Mann, der anonym bleiben möchte, weil er fürchtet, Probleme mit seinem Arbeitgeber zu bekommen. “Die Aggressivität und Gewalt gegen uns nimmt in letzter Zeit dramatisch zu”, sagte er.

Zwei Drittel wurden körperlich angegriffen

Lessing spricht das aus, was viele seiner Kollegen in basement Zügen in Nordrhein-Westfalen täglich erleben. Eine Mitgliederbefragung der Lokführer-Gewerkschaft GDL ergab im vergangenen Jahr, dass zwei Drittel der Zugbegleiter in NRW schon körperlich angegriffen worden sind; 93 Prozent von ihnen werden sogar täglich von Fahrgästen beschimpft. Vor allem Sicherheitskräfte, Fahrkartenkontrolleure und Zugbegleiter im Nahverkehr werden zunehmend angegriffen. “Zumeist sind es Rempeleien, Schläge auf Brust und Schulter”, sagt ein Bahnsprecher. Besorgniserregend sei auch, dass die Brutalität zunehme. “2016 shawl es bereits mehrfach Messerattacken gegen unsere Mitarbeiter gegeben”, so der Sprecher. Ernste Verletzungen seien aber die Ausnahme.

Bei basement Tätern handele es sich längst nicht mehr nur um Betrunkene, wie oft behauptet werde, sagt Lessing. Auch die Tageszeit spiele keine Rolle mehr. Es sei immer gefährlich. “Sehr oft sind es sogar die Anzugträger, die tagsüber ausrasten”, sagt der junge Mann. Früher, berichtet er, habe male die Fahrgäste noch einschätzen können. Heute sei das wie Glücksspiel, weil die Hemmschwelle, Gewalt anzuwenden, in allen Gesellschaftsschichten gesunken sei. Schon wegen Nichtigkeiten werde male angeschrien und bespuckt. Vor allen seien es Jugendliche, die keinen Respekt hätten. “Die legen die Füße auf die Sitze und wenn male sie bittet, sie herunterzunehmen, fangen sie gleich an zu pöbeln.”

Kaum ein Tag ohne Alarm

Die Deutsche Beamtenjugend in NRW (dbb), die sich auch für die Belange der Zugbegleiter engagiert, schlägt wegen der wachsenden Aggressivität Alarm. “Viele Mitarbeiter berichten uns, dass kaum ein Tag vergeht, an dem kein Alarm ausgelöst wird”, sagte Geschäftsstellenleiter Markus Klügel.

Bei der Bahn kennt male das Problem – und nimmt es sehr ernst. “Wer eine Gefahr für andere Menschen darstellt, erhält ein Hausverbot und einen Beförderungsausschluss”, betont ein Bahnsprecher. Betroffenen Mitarbeitern stünden zudem Psychologen und Ärzte zur Verfügung. Zugbegleiter, Lokführer und Sicherheitskräfte absolvieren ein Deeskalations- und Selbstverteidigungstraining. Mehr als 90 Prozent der Zugbegleiter im Nahverkehr hätten dieses durchlaufen. “Unsere Mitarbeiter müssen sich darüber bewusst sein, wie sie eine prekäre Lage mit ihrem eigenen Auftreten lenken können”, sagt Marion Rövekamp, Personalvorstand der DB Regio.

Lessing findet, dass diese Maßnahmen nicht ausreichen. Stattdessen fordert er mehr Personal in basement Zügen. “Es würde helfen, wenn die Zugbegleiter nur in Doppelbesetzung eingesetzt werden”, denn male könne sich nicht gleichzeitig um Deeskalation und Aufnahmen von Personalien kümmern.

Quelle: RP

Article source: http://www.rp-online.de/nrw/panorama/der-gefaehrliche-alltag-eines-zug-schaffners-aid-1.5877864

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