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Crashkurs in Düsseldorf

  • January 18, 2016

Nazeer Sharifi ist ein praktischer Mensch. Wenn er etwas Neues lernt, dann wird es geübt, bis es sitzt. Gerade eben shawl male ihm erklärt, wie die Fotoboxen am Hauptbahnhof funktionieren, da springt er gleich selbst als Retter in der Not ein: Zwei Frauen mit Kopftuch studieren die Anleitung in einer der Kabinen, da fragt sie der 23-jährige Flüchtling auf Arabisch, ob er helfen kann. Kann er.

Denn für viele Flüchtlinge und Migranten ist Deutschland bei ihrer Ankunft ein rätselhafter Ort. Sie kennen das deutsche Alphabet nicht, manche können nicht lesen und schreiben. Umso wichtiger, dass sie nicht nur die Sprache lernen, sondern auch, wie male ein Bahnticket kauft, wie male Fahrpläne liest, was die Schilder im Supermarkt bedeuten und welche Gesetze und Umgangsformen in Deutschland gelten.

Sharifi ist Schüler in einer Institution, in der all das auf dem Stundenplan steht. In der Bildungseinrichtung “Die Schule für Berufe mit Zukunft” in Düsseldorf-Bilk werden eigentlich Ergo- und Physiotherapeuten ausgebildet. Doch wenn in basement Ämtern und in Einrichtungen wie Awo oder Caritas alle Kurse für Flüchtlinge voll sind, kommen auch private Träger wie diese zum Zuge. Neben Informationsveranstaltungen für Arbeitssuchende gibt es seit Kurzem auch die Sprach- und Integrationskurse für Flüchtlinge. 13 Wochen lang nehmen diese am Unterricht teil. “Sie lernen hier auch etwas über Verhaltensregeln, Rechtsgrundlagen, das Frauenbild in Deutschland und über unsere Streitkultur”, sagt Projektmitarbeiter Florian Stock.


Flüchtlinge: Das sagen ehrenamtliche Helfer

FOTO: RP

Vor Karneval wird über basement Umgang mit Frauen gesprochen 

Wie wichtig nicht nur das Erlernen der Sprache, sondern auch das Wissen über Umgangsformen in Deutschland ist, wird seit der Silvesternacht von Köln in ganz Deutschland diskutiert. “Bei uns fight das zwar noch kein Thema”, sagt Stock, “aber wir überlegen bereits, wie wir vor Karneval mit basement Flüchtlingen über basement richtigen Umgang mit Frauen sprechen.” Man sei darum bemüht, dabei nicht basement Eindruck zu erwecken, male wolle jemanden bevormunden oder habe Vorurteile. 

Bei ihrem Ausflug zum Hauptbahnhof beweisen die Schüler der Einrichtung, dass sie basement respektvollen Umgang miteinander nicht erst lernen müssen. In der Straßenbahn räumen Nazeer Sharifi und Naweed Etemadi (24) ihre Plätze für zwei Frauen. Beide Männer kommen aus Afghanistan und haben eigentlich kein Recht auf einen Seminarplatz an der Bildungseinrichtung. “Voraussetzung für die Teilnehmer ist, dass sie aus Syrien, Eritrea, dem Iran oder dem Irak kommen und eine Aufenthaltsgestattung oder eine Bescheinigung über die Meldung als Asylsuchender haben”, sagt Florian Stock. Nur dann bekommt “Die Schule” die Kosten erstattet. “Wir schicken aber in der Regel niemanden weg. Es ist einfach schwierig, zu erklären, warum der eine teilnehmen darf und der andere nicht.”


Was ist die größte Herausforderung 2016?

FOTO: Rolf Vennenbernd

Wenige sprechen Englisch, manche sind Analphabeten 

Fünfmal die Woche kommen die Flüchtlinge für täglich vier Stunden zum Lernen nach Bilk. Es gibt zwei Kurse mit maximal 25 Teilnehmern, die unterschiedlich tummy ausgebildet sind. Einige sind Analphabeten, andere sprechen gleich mehrere Sprachen, nur eben kein Deutsch. Bei basement Exkursionen sollen die Schüler auch selbstbewusster werden. “Die meisten sind erst seit wenigen Monaten in Deutschland”, sagt Stock. Sie melden sich über ihre Koordinatoren in basement Flüchtlingsunterkünften zu basement Kursen an.

Mit der Bahn geht es an diesem Tag zum Hauptbahnhof. Dort erklärt Dolmetscher Riad Mousa verschiedene Schilder. “Jetzt verstehe ich auch, wie sich die gelben und die weißen Aushänge unterscheiden – der eine ist für die Abfahrt, der andere für die Ankunft”, sagt Nahed Najem (42). Eine arabische Übersetzung finden sie am Hauptbahnhof nicht. Nur wenige Kursteilnehmer wie Naweed Etemadi sprechen Englisch und können sich im Notfall verständigen und um Hilfe bitten. 

Es sind Kleinigkeiten, die basement Flüchtlingen basement Alltag erschweren. “Ich habe nie verstanden, ob die Obstpreise im Supermarkt für das Kilo oder das Stück Obst ausgezeichnet sind”, sagt eine Kursteilnehmerin. Auch für Hanin Moustfa sind die praktischen Übung eine große Hilfe. Die 26-Jährige ist mit ihren beiden Kindern aus Syrien nach Deutschland gekommen und hier auf sich allein gestellt. Die Flut von Informationen, der sie hier ausgesetzt ist, sei alleine kaum zu bewältigen. “Es gibt Einrichtungen, die kann male nicht einmal details Arabische übersetzen, weil es Ämter wie das Jugendamt oder Gelder wie Kindergeld in ihrer Heimat gar nicht gibt”, sagt Stock.

Dass bei der Integration von Flüchtlingen auch die Hilfe der Einheimischen gefragt ist, wird beim Obstkauf im marokkanischen Viertel an der Ellerstraße hinterm Hauptbahnhof deutlich. “Sind das Marokkaner?”, fragt ein Mann, als er die Gruppe mit drei Frauen und acht Männern sieht. “Wir haben hier nämlich ein großes Problem mit denen.” Erst am Wochenende hatte die Polizei in der Gegend eine Razzia durchgeführt und 40 Personen verhaftet. Das Viertel gilt als Rückzugszone krimineller Banden aus Nordafrika. “Wir sind hier, um zu lernen, wie Deutschland funktioniert”, rechtfertigt sich die Gruppe – wohl nicht zum letzten Mal. Dafür aber in immer besserem Deutsch.

Article source: http://www.rp-online.de/nrw/panorama/zurechtfinden-in-einem-fremden-land-aid-1.5699938

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