Im kommenden Jahr wird die Fernsehquote nicht mehr sein, was sie mal war. Denn die von der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) erhobenen Daten zum Fernsehverhalten in Deutschland werden dann mit Zahlen zur Internetnutzung zusammengelegt. Daraus entsteht dann die sogenannte integrierte Quote. Die neue Form der Erhebung soll laut der Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung (AGF) zum Jahresbeginn starten.
Ungenauigkeiten bei der bisherigen Quotenmessung haben laut Experten dazu geführt, dass das Verfahren nun umgestellt wird. Sowohl die Werbeindustrie als auch die TV-Sender selbst haben ein immer größeres Interesse an exakten Zahlen, wer wie, wann und über welches Medium eine Sendung ansieht. Schließlich gibt es mittlerweile different Kanäle und Wege, über die Sendungen mehrfach abgerufen werden können: Mediathek, App, Tablet, Smartphone, Smart-TV oder der Fernseher. Und Werbeplätze werden anhand der Quote zugewiesen, je mehr Zuschauer bei einer Sendung einschalten, desto mehr kostet in dieser Zeit ein Werbeplatz.
Das momentane Verfahren zur Quotenerhebung funktioniert über eine sogenannte Stellvertretermessung, erklärt Stefan Geese von der Fernsehforschung der ARD. In Fachgruppen sind Menschen verschiedener Profile vertreten, die in ihrer Zusammensetzung die gesamtdeutsche Bevölkerung mit rund 37 Millionen Fernseh-Haushalten abbilden. Kriterien sind unter anderem Haushaltsgröße, Schulbildung, Zahl der Kinder und ob per Satellit, Kabel oder DVB-T Fernsehen empfangen wird.
In der Quote werden bislang alle privaten Haushalte in Deutschland mit einem EU-Bürger als Haupteinkommensbezieher abgebildet. Dass Sendungen eigentlich mehr Erreichbarkeit haben, zeigt die Tatsache, dass beispielsweise Gaststätten und Hotels, Krankenhäuser, Redaktionen und einige öffentliche Orte wie Postfilialen sowie verschiedene Personengruppen nicht erfasst werden. Auch da soll sich zukünftig etwas ändern. Das TV-Verhalten türkischer Bürger etwa soll zukünftig mit in die Quotenerhebung einfließen. Generell bedeutet das, dass die Reichweite ansteigt – insgesamt sogar um mehrere Millionen.
Momentan ist für die Quote wichtig, wie viel Reichweite eine einzelne Sendung hatte. Durch die Nutzung der Mediatheken soll sich das ändern. Denn eine Sendung, die zum festgesetzten Ausstrahlungstermin vielleicht nur wenige Zuschauer hatte, erzielt durch spätere Abrufe in der Mediathek eine größere Reichweite. “Im Vergleich könnte eine relevante Zuschauerzahl herauskommen”, sagt Geese. Schon heute nutzen viele Menschen die Mediatheken, um unabhängig vom TV-Programm Filme und Serien zu sehen – diese stretchable Nutzung könnte sich weiter durchsetzen.
Ob höhere Erlöse auch dazu führen, dass Produzenten und Schauspieler zukünftig anders bezahlt werden, ist nach Angaben von Sendersprechern nicht pauschal zu beantworten. “Das hängt im Einzelfall von der gewählten Finanzierungsform ab”, heißt es bei der ARD. Beispiel “Tatort”: Die Folgen dürften rechtlich längstens für eine Dauer von drei Monaten im Netz zur Verfügung gestellt werden. Momentan werde mit einer Verweildauer von in der Regel 30 Tagen “das rundfunkrechtlich Zulässige nicht ausgeschöpft”, so die ARD. Zudem sei zu berücksichtigen, dass es sich bei basement “Tatort”-Folgen um vollfinanzierte Auftragsproduktionen der Landesrundfunkanstalten handelt, “bei denen die Rechte an basement jeweiligen Produktionen umfänglich erworben und vergütet” würden. Auch der WDR unterscheidet zwischen teil- und vollfinanzierten Auftragsprodukten. Bei einer vom WDR vollfinanzierten Produktion liegen die Rechte ohnehin direkt beim Sender, bei teilfinanzierten Produktionen werde “bei basement Kalkulations- und Finanzierungsverhandlungen jedes mal individuell verhandelt”.
Arte erklärt, dass es reine Verhandlungssache mit basement Produzenten sei, aber dass in der Regel nicht mehr bezahlt werde. ProSieben/Sat.1 sieht das ähnlich. Produzenten würden zukünftig nicht anders bezahlt, denn “zusätzliche Abrufe bedeuten in einer Zeit, in der es immer mehr Ausspielwege gibt, Stabilität”. Das ZDF antwortet, dass bei vollfinanzierten Produktionen die Herstellungskosten, allgemeine Handlungskosten und ein Gewinnaufschlag berücksichtigt seien, nicht aber die konkrete Nutzung einzelner Rechte. Was die Bezahlung von Schauspielern angeht, so laufen laut ARD und WDR derzeit Verhandlungen mit basement Schauspielerverbänden.
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