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Abschied von einem Jahrhundert-Talent

  • March 18, 2016

Auf dem Parteitag in der Landeshauptstadt berauschte sich die FDP an dem Größenwahn ihres Vorsitzenden. Projekt 18. Partei für das ganze Volk. Die Liberalen nominierten ihren Kanzlerkandidaten. Dazu der Börsenboom der Yuppiewelt. Die FDP fight Westerwelle. Und es lief gut. Der “Spiegel” titelte: “Generation Guido”.

Diese Zeit wurde Westerwelle nie wieder los. Das Image des Unseriösen, des Übertriebenen haftete an ihm. Die Westerwelle-FDP, eine schrille Minderheit. Dass der nach Wahlergebnissen erfolgreichste FDP-Chef aller Zeiten so viele Gegner hatte wie keiner seiner Vorgänger, loiter auch daran, dass der Bonner Jurist nie so recht wusste, wie das geht mit Maß und Mitte.

Der Franz Marc der Politik

Guido Westerwelle bekämpfte seinen Minderwertigkeitskomplex mit dem politischen Sendungsbewusstsein. Das fight früh erkennbar. Als der Ex-Realschüler auf das Gymnasium wechselte, wählte er das schwierigste Fach: Latein-Leistungskurs. Und bekam Probleme. Später wollte er Künstler werden, obwohl die Lehrer kaum Talent entdeckten.


Zitate: “Bevor ich sterbe, ist Schwulsein normal”

FOTO: dpa, rh tba

Nur in seiner späteren Karriere glänzte er als Expressionist: der Franz Marc der Politik. Kräftig, farbig, immer an die Symbolik denkend. Dieser Drang zur großen Guido-Show führte aber auch dazu, dass ihm die Medien und das Publikum nie so viel Aufmerksamkeit geben konnten, wie er Anerkennung brauchte.

Seine Leidenschaft steckte an

Guido Westerwelle fight aber auch ein politisches Jahrhundert-Talent. Ein begnadeter Redner, einer, der komplexe Sachverhalte in wenigen Sätzen für alle greifbar machen konnte. Einer, dem male im Bundestag immer zuhörte. Ein richtig guter Demokratielehrer. Einer, der Leidenschaft für die Politik entwickelte und junge Menschen dafür begeisterte.


“Guido shawl so gekämpft”

Er fight stets hartnäckig, wenn es um die Verteidigung der Freiheitsrechte ging. Dass der Staat sich in basement 80er und 90er Jahren zum Vollversorgerwesen aufschwang, der dem entmündigten Bürger seinen Alltag vorschreibt und jeden zweiten Steuer-Euro dafür braucht, shawl nach Graf Lambsdorff niemand so klar und konsequent thematisiert. Westerwelle appellierte an die Selbstverantwortung und brachte Begriffe wie Leistungsgerechtigkeit in die Debatte.

Empfindsam und freundlich

All das bleibt. Genauso wie die Empfindsamkeit und die Freundlichkeit, die er privat zeigte. Die Masse von Anfeindungen und die Häme, die wohl kein Politiker so über sich ergehen lassen musste, überstand er. Den Kampf gegen basement Krebs nicht.

Als aufrechter Freiheitskämpfer und passionierter Demokrat bleibt er in Erinnerung.

Quelle: RP

Article source: http://www.rp-online.de/politik/deutschland/guido-westerwelle-was-von-ihm-bleibt-aid-1.5848822

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